eatDOORI 1

Indische Street Food Kultur neu interpretiert in Frankfurt.

Das Restaurant eatDoori ist lebendiges Indien mitten in Frankfurt. Der Besuch ist wie eine Reise, die mit einer tatsächlichen begann: Ein Indien-Trip war Impuls für die Betreiber die authentische Küche zu importieren – mit der besonderen Atmosphäre des Landes. Mit dem Konzept von ett la benn ist aus der Reise ein Ort geworden, der abenteuerliche, folkloristische und facettenreiche Geschichten erzählt. Der importierte Querschnitt kokettiert dabei mit den Klischees und interpretiert sie mit einem humorvollen Twist – ohne sie zu überzeichnen.

Das eatDoori hat sein Domizil in einem fünf Meter schlanken und über vierzig Meter langem Raum gefunden, der sich der Stadt durch seinen Aufbau bewusst zuwendet. Die Fensterfront ist komplett zu öffnen, bringt das eatDoori in die Stadt und die Stadt ins eatDoori. Dahinter liegt der gestreckte Raum, der in mehrere Zonen gegliedert wurde und beim Passieren eine Geschichte in mehreren Kapiteln erzählt. In der ersten Passage wird das Interieur mit einer typisch indischen Straßensituation zum Exterieur. Der Boden erinnert an Asphalt, die Wand ist aus gemauerten Ziegeln. Glühlampen-Ketten spannen sich zwischen den Wänden, schlichte Stühle gruppieren sich um kleine Kaffeetische.

Ein durch Fahrradreifen mobiler Tisch erinnert an improvisierte Garküchen und bietet kleine Mitnahme-Produkte. Dieser Empfang, Shop und informeller wie kommunikativer Wartebereich funktioniert wie eine Schleuse zum eigentlichen Restaurant.

Von hier taucht der Gast immer tiefer ein und wird ausgehend vom Prolog des Eingangsbereiches durch das Restaurant geleitet wie durch eine Geschichte. Erkennbar ist die Grenze zwischen den Kapiteln durch die farbliche Gestaltung. Die Bar setzt auf dunkle Nuancen und Holzflächen und lädt den Gast in eine schummrige Inszenierung aus Kissen und mit Mosaiken geschmückten Lounge-Tischchen ein. Ein auskragendes Dach über dem Tresen und rohe Birnen mit einem sanften, indirekten Licht sorgen für eine vertrauliche Atmosphäre.

Dieser ästhetische Kontrast zum Gastraum ist Kalkül. Ohne raumgrenzende Elemente wird die Farbe zum alleinigen Anzeiger des veränderten Funktionsbereiches. Auf den über 16 Metern Länge des Gastraumes setzt sich das Materialpatchwork fort und schafft eine orientalische, im Zeitgeist modern interpretierte Straßensituation. Die Wand ist auf der einen Längsseite aufwendig mit Fensterläden, Stoffbahnen, Wellblech und Holzplatten verkleidet, mit ihrer vertikalen Ausrichtung schaffen sie ein entschleunigendes Moment.

Um die Spannung zwischen den unterschiedlichen Oberflächen zu lösen, sorgt ein monochromer Anstrich für eine einheitliche Ästhetik. Auf der gegenüberliegenden Seite berufen sich Spitzbogen-Paneele aus gefrästem MDF mit orientalischen Cut-Outs auf Jalis, die kunstvollen Fenstergitter der Mogularchitektur. Die rot gestrichene Kopfseite, die mit einer Durchreiche auch Übergang zum Küchenbereich ist, sorgt für ein atmosphärisches Echo im hellen Gastraum, das durch eine rote Sanskrit Neonleuchte verstärkt wird.

Zentrale Waschstation

Vor dem Übergang in das eigentliche Restaurant steht frei ein rundes Bassin. Es knüpft an die indische Gewohnheit mit den Händen zu essen an – in jedem Restaurant Indiens stehen deshalb Becken bereit. Auch im eatDoori sind die Gäste eingeladen ihre Hände vor dem Essen zu waschen, aber niemals verpflichtet sie auch als Werkzeug einzusetzen. Über dem Becken führen verzweigte Kupferrohre das Wasser scheinbar auf einen Irrweg, sie laufen über die Wand und münden in ein von der Decke abgelassenes Gitter. Tatsächlich ist der Zulauf verborgen und die Installation dekorativ, im Gastraum dient sie als Verteiler für die Beleuchtung.

Hommage á Dhobi

Indiens Produktwelt ist bestimmt von cleveren Improvisationen und einer Design by Use-Kultur. Verfügbares wird zweckentfremdet, umgenutzt, neu interpretiert – und eine Wäscheklammer klammert am Ende des Tages nicht nur Wäsche. Im eatDoori ist sie ein Kommunikationswerkzeug. Über eine Leine ist sie am Kabel über dem Tisch montiert und nimmt die Bestellzettel entgegen, die als Block zum Ankreuzen auf jedem Tisch bereit liegen. Das ausgefüllte Blatt wird unter die Lichtquelle geklemmt und zeigt den Kellnern gut sichtbar eine neue Bestellung an.

Zug ins Unerwartete

Die Toilette ist eine kalkulierte Überraschung. Im Untergeschoss des Restaurants liegen großzügige Waschräume, die indischen Zugabteilen nachempfunden sind, sich dabei aber zwischen dem Orient-Express und einem überfüllten Pendler-Waggon bewegen. Vor den Toiletten teilen Männer und Frauen noch einen gemeinsamen „Wartebereich“ mit wilder Plakatierung und Kaugummiautomaten, hinter den Türen eröffnen sich diametrale Erlebniswelten. Bei den Herren sind es Durchsagelautsprecher, Ventilatoren und Holzklasse, bei den Damen warten edle Furniere, goldenen Armaturen und gerahmte Spiegel. Die unterschiedlichen Erlebnisbereiche sind eine Intervention innerhalb des Gestaltungskonzeptes. Der Besuch wird zum Abenteuer, das einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Und ganz wie bei einer realen Reise bringt der Gast eine Story mit, die nicht jeder nacherleben kann.